Wir wissen Bescheid: Patriarchat auflösen! Kleinfamilie überwinden! Reproduktionsarbeit teilen! Care revolution! Das sind die Schlagworte und Slogans die gemeinhin in linken Zusammenhängen geteilt werden; manche Menschen versuchen dies sogar in ihrem Alltag umzusetzen: in Freundschaften, Hausprojekten, WGs und Teilfamilien. Alles scheint allen klar zu sein. Aber: Viele Versuche, den theoretischen Anspruch und die praktische Lebenswirklichkeit in Einklang zu bringen, ernüchtern: ein Paar wird am Ende doch vom Kleinfamilienmonster gefressen; eine Kinderlose wird zum Babysitter ohne Mitspracherecht degradiert; eine Freundschaft zerbricht an (un)ausgesprochenen Erwartungen; Familien, die sich zusammengetan haben, sehnen sich nach der eigenen Küche – und verliert das Kind gerade die Übersicht? Wenn wir alle einen Anspruch teilen, was macht es so schwierig? Was passiert im Detail mit uns – individuell, mit unserer WG, mit den Kindern – wenn wir unsere Überzeugungen auf reale Kinder und Erwachsene anwenden? Wer wischt dem Kind den Po ab ohne dass die Theorie am Arsch ist?
Es gibt zahlreiche Erfahrungen zu gescheiterten und gelingenden Versuchen, mit Kindern gemeinsam in einem linken/alternativen Zusammenhang zu leben. Wir wollen diese Erfahrungen sichtbar machen und zur Diskussion stellen. Wir wünschen uns, dass dieser Blog wächst – ihr könnt eure Erfahrungen hier teilen, indem ihr uns Beiträge schickt (s. „Mitmachen“).
Wir haben dafür 2017 einen Aufruf mit oben stehendem Text und konkreten Fragen (s. „Mitmachen“) über diverse Emailverteiler geschickt. Viele Menschen haben uns kontaktiert, um bei dem Projekt mitzumachen. Einige haben sich getraut ihre Erfahrung in Form von Textbeiträgen, Comics, Fotostrecken etc. hier zu veröffentlichen. Im Vorfeld haben wir einige der Beiträge im Rahmen von Workshops (z. B. auf der Radical Bookfair 2017 in Leipzig) von anderen Menschen lesen uns kommentieren lassen. Ihre Fragen und Reaktionen haben wir teilweise mit veröffentlicht, weil sie spannende Impulse für weitere Diskussionen geben.
Wir, Nicola und Almut: sind und waren Nicht-Eltern und Eltern in verschiedenerlei Hausprojekten mit Kindern und stricken an verbindlichen, solidarischen Lebenszusammenhängen, die die Kleinfamilie nachhaltig bis ins hohe Alter überwindbar machen. Wer weiß wie das wird! Wir beschäftigen uns mit Diskriminierung, mit marxistischer, anarchistischer und anderer gesellschaftskritischer Theorie & Praxis.